Was ist ein japanisches Kapselhotel?

Ein Blogger mit dem Benutzernamen levik schreibt:

Schon bei meiner ersten Reise nach Japan im Jahr 2009 träumte ich davon, in einem Kapselhotel zu übernachten. Als es mir schließlich sechs lange Jahre später vergönnt war, dies auszuprobieren, erkannte ich, wie stark sich Erwartungen von der Realität unterscheiden können.

Der Begriff "Kapselhotel" klang für mich immer wie etwas aus einem Science-Fiction-Film über den Weltraum. Ich stellte mir Reihen von verchromten Zellen auf einem riesigen Raumschiff mit futuristischer Beleuchtung und verschiedenen automatischen Elementen vor.

Im Jahr 2015, auf dem Rückweg von einer langen Asienreise durch Tokyo, verbrachte ich endlich eine Nacht in einem solchen Hotel. Zu meiner Überraschung erwies es sich eher als altmodisch als futuristisch. Dennoch gibt es dort einige interessante Aspekte. Lassen Sie mich erzählen. Die meisten Fotos wurden im April während meiner letzten japanischen Reise gemacht, als ich auf dem Weg nach Hokkaido in Tokyo übernachtet habe.

Die meisten Kapselhotels sind nur für Männer gedacht. Normalerweise sind es Büroangestellte und mittlere Manager, die über Nacht in der Stadt bleiben müssen und nicht viel Geld für ein vollwertiges Business-Hotel ausgeben möchten. Sie befinden sich in Stadtzentren in der Nähe von Bahnhöfen. In der Regel handelt es sich um mehrstöckige Gebäude. Ein wichtiger beworbener Aspekt ist, dass es in dem Hotel eine Sauna gibt (in Wirklichkeit handelt es sich um ein traditionelles Onsen).

Die richtige Nutzung des Hotels beginnt mit dem Aufzug. Sie müssen in den Stock fahren, wo sich die Rezeption befindet. Denn es ist Japan, und der Eingang muss nicht unbedingt ebenerdig sein, das ist teuer! In diesem Fall müssen wir in den vierten Stock fahren.

Direkt vor dem Aufzugseingang hängt ein Schild, das Menschen mit Tätowierungen den Zutritt verbietet. In Japan gelten solche Tattoos als Symbol der Yakuza. Im Onsen laufen alle nackt herum, und die Verwaltung möchte keine Unannehmlichkeiten für andere Gäste verursachen, indem sie einen Typen aus der örtlichen Mafia in die Nähe lässt.

Das Erste, was uns auf der Etage der Rezeption empfängt, sind diese kleinen Kapseln.

Diese sind dafür da, um die Straßenschuhe auszuziehen und zu hinterlegen. Im Hotel darf man nicht mit Straßenschuhen herumlaufen. Wir ziehen die Turnschuhe aus, legen sie in das Fach, verschließen es mit einem Schlüssel.

Gleich daneben stehen Hausschuhe, aber auch in ihnen darf man im Hotel nicht herumlaufen. Ein Schild erklärt, dass diese Hausschuhe nur für die Fahrt im Aufzug zwischen den Stockwerken gedacht sind. Nun, wir haben bereits darüber gesprochen, wie die Japaner Hausschuhen gegenüber eine besondere Einstellung haben.

Also, die Rezeption. Hier wird Ihre Reservierung überprüft und Sie werden gebeten, für die Kapsel an einem benachbarten Automaten zu zahlen.

Offensichtlich vertraut man an der Rezeption den Mitarbeitern nicht mit Bargeld, daher erfolgt die Bezahlung in einem solchen Gerät. Die heutige Kapsel kostet 2.500 Yen, das sind etwa $23. Interessanterweise gibt es auf dem Automaten keine Taste für diesen Betrag, man muss also separat 2.000 und 500 bezahlen.

Ich gebe dem Mitarbeiter an der Rezeption die Quittung über die Bezahlung und den Schlüssel für die Schuhe. Er legt alles in meine Zelle und im Gegenzug erhalte ich einen nummerierten Schlüssel für meinen Kleiderschrank. Ich kann nicht mit diesem Schlüssel aus dem Hotel gehen (barfuß wohl kaum!), ich muss ihn zuerst gegen Straßenschuhe eintauschen.

Hier ist er, am Plastikarmband, damit ich ihn nicht in der Sauna verliere. Meine Nummer ist 7F63, das bedeutet, meine Kapsel ist im siebten Stock. Der Schlüssel öffnet nicht die Kapsel selbst, er dient nur dem Schließfach, in dem ich meine Sachen lassen werde, und damit das Personal im Falle eines Problems weiß, welche Nummer ich bezahlt habe.

Bevor ich hochgehe, ist es an der Zeit, sich umzuschauen, was es hier in der Nähe der Rezeption gibt. Da gibt es den für Japan Standard-Automaten mit Getränken und einen etwas unüblichen Automaten mit Zigaretten.

Dort wird alles verkauft, was ein Büroangestellter benötigen könnte, der nicht zuhause übernachtet: Krawatten, weiße Hemden, schwarze Socken. Schließlich würde ein Verkäufer nicht zwei Tage hintereinander dasselbe tragen!

Es gibt auch Regenschirme und Bügeleisen, um Hosen zu glätten. Kurz gesagt, man kann ordentlich und frisch ins Büro kommen.

Dort gibt es auch eine Ecke mit Computern. Hotelgäste können auf gemeinsamen Laptops ihre E-Mails überprüfen.

Und schließlich gibt es hier eine spezielle Maschine, in der Kämme sterilisiert werden! Bedeutet das etwa, dass sie mehrmals verwendet werden?!

Nun, es ist Zeit für mich, mich umzuziehen. Mein Schlüssel öffnet eine dieser Schubladen. Hier muss ich all meine Straßenkleidung lassen, denn im Hotel darf man nicht darin herumlaufen. Hier kann man auch kleine Dinge hinterlassen.

Es gibt speziell zugewiesene Plätze für Koffer und große Taschen, wo sie auf offene Regale gelegt werden, indem sie zuvor ein Schild mit der Nummer Ihrer Kapsel anbringen.

In meinem Schließfach erwartet mich die Hotelform. Das sind geräumige Hosen und eine Wickelbluse. Der letzte Schrei der Mode - hier tragen alle so. Neben der Umkleidekabine gibt es Waschbecken - hier können Sie Ihr Gesicht waschen, Zähne putzen, sich rasieren und sich im Allgemeinen frisch machen.

Sie können sogar Wäsche waschen!

Aber wenn Sie duschen möchten, müssen Sie dafür ins Onsen gehen. Vor dem Eingang gibt es eine Gebrauchsanweisung für Japaner und Ausländer.

Es wird erklärt, wie man richtig im Onsen sitzt.

Das Onsen selbst habe ich nicht fotografiert - es waren viele nackte Männer unterschiedlicher Herkunft darin. Aber hier sind solche Duschstationen. Sie setzen sich auf einen Hocker und gießen sich mit Wasser ab, waschen sich, reiben sich ein, rasieren sich. Jeder muss sich waschen, bevor er ins Onsen-Wasser steigt.

Wenn Sie nach dem Dampfbad immer noch nicht schlafen möchten, gibt es eine Etage mit einem Salon. Hier können Sie es sich bequem machen, fernsehen und sogar rauchen. Mit dem Rauchen ist es bei den Japanern nicht wie bei den Menschen. Sie haben es auf der Straße verboten und in den Räumlichkeiten erlaubt!

Und wenn du entspannen möchtest, gibt es in der Lounge eine kleine Bibliothek mit lokalen Porno-Comics.

Es ist Zeit zu schlafen. Pantoffeln, Aufzug... Ich gehe auf meinen siebten Stock und dort ist genau die Futuristik, die ich ursprünglich erwartet habe. Ordentliche Reihen von Kapseln erstrecken sich entlang des Stockwerks.

Sie sind in Viererblöcke aufgeteilt. Die Kapseln sind in zwei Etagen angeordnet. Es wäre wohl gefährlich, nach unten zu steigen.

Hier ist die Kapsel. Sauber, ordentlich... Etwa so groß wie ein Einzelbett, ungefähr einen Meter breit und hoch.

Jeder Hauch von Futurismus verschwindet sofort, wenn man sieht, dass an der Decke ein altmodischer Fernseher mit einer Röhre aus dem XX. Jahrhundert hängt. Am Morgen werde ich dagegen stoßen und froh sein, dass ich billig davongekommen bin.

Hier ist die Rückseite meiner Kabine. Kissen, Bett, und seitlich - Radio, Uhr, ein Kopfhörer (für Radio, Fernseher und Wecker). Es gibt Schalter für Licht und Ventilator (sein Gitter ist links).

Dort befinden sich auch eine Steckdose und ein Regal für verschiedene Kleinigkeiten. Sie können Uhren, Handys, Brillen auslegen... In meiner vorherigen Kapsel gab es mehr Schalter und Griffe aller Art. Schauen Sie - das Beste aus den technologischen Fortschritten der 1980er Jahre:

Essen oder Rauchen sind in der Kapsel nicht erlaubt. Anscheinend darf man trinken?

Die Plätze hier sind nicht allzu zahlreich, aber ich habe es geschafft, mich zu setzen, ohne mir den Kopf am Decke zu stoßen. Vielleicht wäre es für eine größere Person schwieriger.
Während ich hier bin, kann ich das hiesige WLAN nutzen und meine E-Mails überprüfen.

Aber es ist schon spät, und morgen ist ein frühes Aufstehen angesagt. Kurz gesagt, es ist Zeit für mich zu schlafen. In der Kapsel gibt es eine Steckdose, um alle Geräte aufzuladen. Anstelle einer Tür gibt es hier einen dichten Vorhang, der heruntergezogen werden kann und Sie vor anderen neugierigen Gästen abschirmt. Aber er lässt Luft durch, damit Sie nachts in der Kapsel nicht ersticken.

Morgen muss dieser ganze Prozess wiederholt werden: Duschen, Zähne putzen, Umziehen, Spind, Austausch des Schlüssels von Schrank zu Schuhschrank, ich nehme meine Turnschuhe und dann kann ich ruhig in Tokio spazieren gehen.

Fotos und Text - Quelle